HARNINKONTINENZ

Harninkontinenz 

Umgangssprachlich oft auch Blasenschwäche genannt. Diese Erkrankung ist sehr weit verbreitet – ca. jede 4. Frau ist in Österreich davon im Laufe ihres Lebens betroffen. Dennoch gehört diese Erkrankungsform zu den Tabuthemen in meiner Praxis. Viele Frauen trauen sich nicht aktiv dieses Problem anzusprechen und leiden still. Doch gerade aufgrund der Vielzahl der betroffenen Frauen und der schwerwiegenden Folgen (bis zu Rückzug aus Freundeskreis und Familie) ist es wichtig, offen darüber zu sprechen und gemeinsam einen Therapieweg zu erarbeiten.

Ursachen und Risikofaktoren

  • Steigendes Lebensalter (Frequenzverdoppelung zwischen 45 und 85)
  • Menopause und der damit einhergehende Wegfall der Östrogene
  • Schwangerschaften
  • Geburt (Anzahl der Geburten, Geburtskomplikationen)
  • Gehäufte Blasenentzündungen
  • Operationen im kleinen Becken (z.B. Gebärmutterentfernung)
  • Übergewicht (Strapazierung des Beckengewebes durch erhöhten intraabdominellen Druck)
  • Bindegewebsschwäche
  • Neurologische Erkrankungen (z.B. Alzheimer, Parkinson, Demenz, multiple Sklerose)

Die meisten der oben genannten Ursachen betreffen gesunde, ältere Frauen, die jedoch aufgrund der Inkontinenz in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt sind und sich oftmals nicht mehr trauen, außer Haus zu gehen. Jedoch viele dieser Ursachen lassen sich beheben.

Das Erkennen der Ursache sowie die richtige Zuordnung zur Inkontinenzform ist oftmals der Schlüssel zum Erfolg. Durch eine exakte Anamnese, das Führen eines Miktions- und Trinkprotokolls sowie eine genaue Untersuchung kann man zumeist den betroffenen Frauen helfen und ihnen ihre Lebensqualität wieder deutlich verbessern.


Formen der Inkontinenz

Streßinkontinenz

Streßinkontinenz ist die wohl bekannteste Inkontinenzform – vor allem bei älteren Frauen. Es führt zu unfreiwilligem Harnverlust bei einem defekten Harnröhrenverschluss. Charakteristischerweise kommt es beim Husten, Niesen, Lachen Stiegensteigen oder Heben schwerer Lasten zum unfreiwilligen Harnabgang.

Ursache ist vor allem eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur, z.B. nach Schwangerschaft und Geburt, aber auch aufgrund hormoneller und altersbedingter Veränderungen. Die Harnblase funktioniert normal.

Therapie:
Regelmäßiges Beckenbodentraining, bei Übergewicht auch Gewichtsreduktion. Zusätzlich können Medikamente und Hormone helfen; je nach Schwere und Ausmaß kann auch eine Operation notwendig sein.

Dranginkontinenz

Die überaktive Blase ist durch drei wesentliche Symptome gekennzeichnet: Die Betroffenen müssen sehr oft auf die Toilette gehen (über achtmal pro Tag und häufig auch nachts), die Harnmenge ist eher gering.

Die Ursachen dafür sind vielfältig: Krankhafte Zustände im Bereich von Blase, Harnröhre und kleinem Becken, vor allem chronische Entzündungen, erschwerte Blasenentleerung, aber auch altersbedingte und krankhafte Veränderungen im Nervensystem verschlechtern die Kontrolle über die Harnblase und führen zur Dranginkontinenz.

Therapie:
Kontinenztraining, (insbesondere Miktions- und Toiletten-, aber auch Beckenbodentraining), Medikamente, Hormone – lokal verabreicht, Elektrotherapie, selten auch Operation.

Mischformen von Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz sind sehr häufig!

Welche Therapieformen gibt es bei Harninkontinenz ?

Beckenbodentraining

Dies ist eine meist sehr wirksame Maßnahme. Es wird erlernt, die Beckenbodenmuskulatur gezielt einzusetzen, dazu bedarf es der Anleitung und Kontrolle durch einen Physiotherapeuten/eine Physiotherapeutin für einige Stunden.
Ein anhaltender Erfolg ist jedoch nur dann zu erwarten, wenn das Beckenbodentraining danach auch zu Hause über Jahre hinweg konsequent einige Minuten täglich durchgeführt wird.

Neuromuskuläre Elektrostimulation

Hierbei ist die Anwendung von schmerzlos appliziertem Strom auf die Beckenbodenmuskulatur zu verstehen. Diese Stromformen lassen die Muskulatur passiv anspannen, die Funktion der Muskelgruppen kann von der Patientin wahrgenommen werden und sie kann diese in Zukunft besser trainieren.

Verhaltenstherapie

Hierzu gehört kontrolliertes Trinken, eine regelmäßige Blasenentleerung sowie das Blasentraining bei überaktiver Blase genauso wie die Beratung zur Vermeidung wiederkehrender Harnwegsinfekte.

Medikamentöse Therapie

  • Behandlung und Vorbeugung von Harnwegsinfekten.
  • Lokale Hormontherapie bei schlechter Durchblutung der Schleimhäute im Bereich des Urogenitaltrakts. Diese Form ist vor allem bei Frauen nach dem Wechsel sinnvoll.
  • Medikamente in Tablettenform (Anticholinergika) v.a. beim Symptom der überaktiven Blase.

Operative Therapie

Wenn konservative Behandlungsoptionen nicht mehr ausreichen, um eine Inkontinenz zu beheben, stehen je nach Ursache des Harnverlusts verschiedene, meist recht kleine Operationen zur Verfügung.

  • TVT bzw. TVT-O: Hierbei wird ein dünnes Kunststoffband spannungsfrei unter die Harnröhre gelegt (ca. 90 % Chance, das die Sympome der Belastungsinkontinenz deutlich besser oder ganz verschwunden sind).
  • Bulkamid-Unterspritzung: Es wird ein Gel in die Harnröhrenwand gespritzt, um den Verschlussmechanismus der Harnröhre v.a. bei Belastungsinkontinenz zu verbessern.
  • Botulinumtoxin (Botox): Injektionen in die Harnblasenwand: Botox wird an verschiedenen Stellen in die Blasenmuskulatur injiziert, dadurch kommt es zu einer Entspannung der Blasenmuskulatur und dies führt zu einer Verbesserung der Symptomatik bei einer überaktiven Blase.

Harninkontinenz ist kein unvermeidbares Schicksal mehr, sondern kann gezielt behandelt werden!

Bitte scheuen Sie sich nicht und sprechen Sie dieses so wichtige Thema bei Ihrem Besuch in meiner Praxis an! Gemeinsam mit mir und mit Spezialisten anderer Fachrichtungen können wir eine sorgfältige Abklärung durchführen und eine individuelle Lösung für Sie erarbeiten.

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